Machen Kaiserslauterer Mathematiker keine KI?

Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Data Science sind Hype-Themen der vergangenen Jahre, die auch dazu geführt haben, dass sich viele Studienanfänger gegen ein Mathematik-Studium entschieden haben und stattdessen lieber in den Informatik-Bereich gewechselt sind.

Will man im Wesentlichen aus vorgefertigten Bausteinen Software basteln oder aber jedes Problem der Welt mit neuronalen Netzen und der entsprechenden Software behandeln und hat dabei kein Interesse an den theoretischen Grundlagen der Künstlichen Intelligenz und der dahinter stehenden mathematischen Konzepte und Algorithmik, so wird man in der Tat in einem Mathematikstudium nur teilweise bedient.

Umgekehrt werden große Teile der heute als Machine Learning, KI oder Data Science „neu entdeckten“ Themen bei uns seit Jahrzehnten gelehrt und viele Forscherinnen und Forscher unseres Fachbereichs arbeiten seit langen Jahren in Kernbereichen der Data Sciences und des maschinellen Lernens sowie der künstlichen Intelligenz. Bereits in den 90er Jahren wurden bei uns am Fachbereich z.B. durch die Kollegen Franke und Prätzel-Wolters Vorlesungen über die Anwendung neuronaler Netze gehalten. Statistische Methoden in den Bereichen der Zeitreihen und der Regression gehören noch länger zu unserer Standardausbildung. Warum reden wir nicht darüber?

Ein Grund liegt sicher darin, dass Mathematiker sprachlich und auch vom Marketing her eher konservativ argumentieren. Aber natürlich werden von vielen unserer Dozenten die Möglichkeiten der Umsetzung mathematischer Methoden in der KI mit großem Interesse verfolgt, wir bieten Veranstaltungen mit KI-Bezug an … und haben auch einen Kollegen, der sich speziell mit den mathematischen Grundlagen der KI beschäftigt, Prof. Illia Horenko, der demnächst mal hier als Interviewpartner zu Wort kommen wird.

Und außerdem: am Fraunhofer ITWM werden bereits in großem Umfang mathematische Methoden der KI in Forschungsprojekte für die Industrie angewendet. So ist auch unsere Kollegin und ITWM-Institutsleiterin Prof. Anita Schöbel schon seit 2020 KI-Lotsin für Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz.