Das mathematische Forschungsinstitut in Oberwolfach (MFO, www.mfo.de ) ist für Mathematiker und Mathematikerinnen ein mythischer Ort, gelangt man doch nur durch Einladung dort hin und bewegt sich dann in den Workshops in einem exklusiven Kreis von Spitzenforschern und -forscherinnen aus dem eigenen Gebiet. Gemeinhin gilt das MFO als der bedeutendste Treffpunkt für Mathematik weltweit.
Am vergangenen Samstag wurde davon eine kleine Ausnahme gemacht, in dem die DGVFM (Deutsche Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik) einen Workshop in dem an Wochenenden ungenutzten großen Hörsaal veranstalten durfte. Als Vorsitzender der DGVFM oblag mir die Organisation, und es war gar nicht so einfach, alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu Wort kommen zu lassen, aber durch reichlich gekürzte Redezeit und große Zeitdisziplin dann doch möglich.
Dabei war es sehr schön zu sehen, wie sich die Praktiker und Praktikerinnen, die alle eine Aktuarsausbildung der Deutschen Aktuar Vereinigung (DAV) absolviert hatten (siehe auch den Beitrag aus dem November 2021 hierzu) , freuten, ihre eigenen Projekte und Probleme den anwesenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen vorstellen zu dürfen. Diese wiederum nahmen viele praktische Probleme mit großem Interesse auf, bieten sie doch Ansatzpunkte und Motivation für neue Forschungsprojekte oder für Themen für Master- und Doktorarbeiten. Und natürlich hatten sie auch neue Forschungsresultate mitgebracht, die Nutzen für die Probleme des Industriealltags bringen können.
Das Spektrum der Vorträge reichte von Anwendungen der verbesserten Monte-Carlo-Simulation mittels Importance Sampling über Konzepte stochastischer Steuerung zur Anwendung im Risikomanagement, optimales Fondsinvestment für Rentenprodukte ohne vertragliche Garantien, denen aber trotzdem ein Sicherheitskonzept unterliegt, bis hin zu Problemen der Reservebildung für Langzeitschäden aus Cyberversicherungen und der Anwendung von KI-Methoden.
Sicher konnte mit der Veranstaltung eine neue Vernetzung zwischen den beteiligten universitären Arbeitsgruppen und der Versicherungspraxis geschaffen werden, die letztendlich auch den Studierenden an den Universitäten zu Gute kommen wird, weiß man doch jetzt, was sie später evtl. an ihrem Arbeitsplatz erwarten wird und kann auch Praxisbeispiele in die Ausbildung einfließen lassen.