Viele unserer Studierenden wechseln nach dem Studium zu einer Versicherung oder einem Beratungsunternehmen, dass Versicherungen und/oder Fondsanbieter berät. Dabei sind viele auch mathematisch spannende Aufgaben zu lösen und oft ist der Arbeitgeber auch bereit bzw. sogar daran interessiert, seinem neuen Mitarbeiter eine Ausbildung zum Aktuar DAV zu finanzieren.
Aber:
Was ist ein Aktuar und was macht er überhaupt?
Am einfachsten kann man sich über das Berufsbild des Aktuars und die Aktuarsausbildung auf der Homepage der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) informieren. Dort findet man unter „Aktuar werden“ den folgenden Text:
„Aktuare sind Expert*innen, die mit mathematischen Methoden der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Statistik finanzielle Unsicherheiten in den Bereichen Versicherung, Bausparen, Kapitalanlage und Altersversorgung bewerten.
Ein*e Aktuar*in muss nicht nur unsichere zukünftige Geldflüsse über eine sehr lange Laufzeit betrachten, sondern auch immer das rechtliche, wirtschaftliche und unternehmensinterne Umfeld der Anbieter von Versicherungs- und Finanzprodukten berücksichtigen.
Mit ihrer Fachkenntnis arbeiten Aktuar*innen im Wesentlichen für Versicherungen, betriebliche und berufsständische Einrichtungen der Altersvorsorge, Banken, Investmentgesellschaften, Bausparkassen und Beratungsunternehmen, aber auch für Verbände, Behörden, Ministerien oder als selbstständige Sachverständige.“
Wie wird man Aktuar DAV?
Um Aktuar zu werden muss man eine separate Ausbildung bei der Deutschen Aktuarakademie DAA durchlaufen und sich dabei über sechs Grundlagenfächer und vier Vertiefungsfächer prüfen lassen. Dies ist durchaus eine aufwändige Ausbildung, für die man sich allerdings schon einiges an der TU Kaiserslautern anerkennen lassen kann, was ich als DAV-Vertrauensdozent bestätigen muss.
Welche Teile meiner Ausbildung an der TU Kaiserslautern kann ich mir bescheinigen und als Prüfungsleistungen in der Aktuarsausbildung anerkennen lassen?
Zunächst muss man neben einem abgeschlossenen Mathematikstudium Grundkenntnisse in Stochastik nachweisen, die im Umfang der in der DAV-Ausbildung geforderten Kenntnisse entsprechen. Diese sind bei uns sicherlich durch den Nachweis bestandener Prüfungen in den folgenden drei Fächern
- Praktische Mathematik: Stochastische Methoden
- Probability Theory
- Mathematical Statistics
abgedeckt. Dabei kann im Einzelfall auch eine der drei Veranstaltungen durch evtl. eine andere Veranstaltung ersetzt werden.
Bei den Fächern der Grundwissenprüfungen zum Aktuar können bei uns die beiden Fächer Angewandte Stochastik und Finanzmathematik und Risikobewertung bescheinigt werden. Auch hier gibt es wieder Zusammenstellungen, mit denen eine Bescheinigung direkt möglich ist. Sollten einzelne Veranstaltungen fehlen, so sind diese evtl. auch durch andere Angebote unserer Vorlesungen abdeckbar, aber das ist dann im Einzelfall zu klären.
Als hinreichend für die Bescheinigung in „Angewandter Stochastik“ gelten bestandene Prüfungen in den Fächern
- Praktische Mathematik: Stochastische Methoden
- Probability Theory
- Mathematical Statistics
- Financial Statistics / Regression and Time Series Analysis
- Non-Life Insurance Mathematics
- Computational Finance
- Financial Mathematics
Als hinreichend für die Bescheinigung in „Finanzmathematik und Risikobewertung“ gelten bestandene Prüfungen in den Fächern
- Financial Mathematics
- Interest Rate Theory
- Continuous-time Portfolio Optimization
- Risk Measures
- Grundlagen der Finanzmathematik
Für Bescheinigungen der Prüfungen bzw. der Grundkenntnisse darf man sich per E-Mail (korn@mathematik.uni-kl.de) samt Prüfungszeugnissen an mich wenden.
In 2021 habe ich 15 solcher Bescheinigungen ausstellen können und in vielen Fällen sogar neben den Grundkenntnissen die beiden Grundlagenfächer anerkennen können, also bereits ein Drittel der Zwischenprüfung auf dem Weg zum Aktuar.
Natürlich soll das nicht heißen, dass jetzt alle Studierenden bei uns zwangsläufig Finanz- und Versicherungsmathematik machen müssen, aber zumindest eine Grundausbildung in der Stochastik – beginnend mit der PraMa-Stochastik – würde ich jedem wärmstens ans Herz legen.
Ralf Korn