Zu Schulzeiten hat man sich den Lehrerberuf zumindest wegen der vielen Ferien als eine Art Traumjob vorgestellt. Das wird durch die Dauer der vorlesungsfreien Zeit – im studentischen Fachjargon auch Semesterferien genannt – noch weit übertroffen. Ist ProfessorIn also ein noch größerer Traumjob?
Darauf würde ich zunächst uneingeschränkt mit ja antworten, wobei allerdings – zumindest für mich – die potentielle Urlaubszeit eine mehr als untergeordnete Rolle spielt. Das liegt auch daran, dass die vorlesungsfreie Zeit für viele Dinge genutzt wird, die so gar nichts mit Urlaub zu tun haben.
Da ist zunächst einmal die Forschung, die für einen Wissenschaftler schon in der Berufsbezeichnung die wichtigste Rolle spielt (gut, man nennt ProfessorInnen auch Hochschullehrer, was zeigt, dass die Lehre eine gleich wichtige Rolle spielen sollte). In der vorlesungsfreien Zeit ist es daher wichtig, sich Freiräume für die Forschung zu schaffen, um begonnene Projekte abzuschließen und neue Projekte zu beginnen. Gerade für neue Projekte ist oft auch für Mathematiker eine größere Einarbeitung notwendig. Diese kann auch durch den Besuch geeigneter Tagungen unterstützt werden, die praktischerweise oft in der vorlesungsfreien Zeit liegen. Ein Besuch von oder bei geeigneten KollegInnen ist ebenfalls ein probates Mittel zur Einführung in ein neues Gebiet.
Das klingt alles nach freiwilliger Arbeit, und es gibt auch keinen juristischen Zwang, neue Resultate zu erzielen. Aber es gibt den persönlichen Ehrgeiz, den moralischen Druck durch die KollegInnen und die eigene Veröffentlichungsliste (genau, die Resultate müssen ja auch ordentlich aufgeschrieben und publiziert werden), die einen doch ordentlich unter Druck setzen können.
Dann bleiben die Prüfungen und die Betreuung der Bachelor- und Masterarbeiten, der DoktorandInnen und natürlich auch die Vorbereitung der Veranstaltungen des neuen Semesters, die ihren Zeitraum benötigen. Der eine oder die andere von uns ist auch im wissenschaftlichen Ehrenamt in Vereinigungen tätig oder hat ein temporäres Amt in der akademischen Selbstverwaltung. Und sicher fallen mir bei längerem Nachdenken noch einige Tätigkeiten ein, die ich vergessen habe.
Und der Professorenjob ist wirklich ein Traumberuf?
Ja, aber eine Begründung würde auch länger dauern. Also, demnächst mal irgendwann.
Ach so, die Urlauszeit, die gibt es auch noch, aber die wird oft viel zu wichtig genommen.