Während man aus der Schulzeit – mit Ausnahme einer mündlichen Prüfung in einem Abitursfach – in der Regel nur schriftliche Prüfungen (im Jargon: Test oder Klassenarbeit) gewohnt ist, bestehen die Prüfungsleistungen im Rahmen des Mathematikstudiums an der RPTU in Kaiserslautern zwar auch teilweise aus Klausuren und einer schriftlichen Abschlussarbeit größeren Umfangs (Bachelor- oder Masterarbeit), doch dominieren bei uns mündliche Prüfungsleistungen, wobei wir ein sogenanntes kompetenzorientiertes Prüfungskonzept verfolgen.
Genauer, Prüfungen im Grundstudium im Rahmen der einführenden Veranstaltung „Grundlagen der Mathematik I + II“ sowie auch teilweise in weiteren Veranstaltungen des Bachelorstudiums beinhalten eine, je nach Umfang des zu prüfenden Stoffs mehrstündige schriftliche Klausur am Semesterende, während fortgeschrittene Vorlesungen in der Regel nur mit einer mündlichen Prüfung, die je nach Vorlesungsumfang zwischen 30 Minuten und 60 Minuten variiert, im Prüfungszeitraum in der vorlesungsfreien Zeit abgeschlossen werden.
Dabei bevorzugen wir ein studienbegleitendes Prüfen, d.h. die mündlichen Prüfungen sollen nach Möglichkeit zeitnah zum Besuch der Veranstaltung absolviert werden, um die Prüfungslast gleichmäßig auf das Studium zu verteilen und eine zeitliche Häufung von Prüfungen am Ende des Studiums mit dem sich daraus ergebenden Stress zu vermeiden.
Dies hat vielfache Vorteile, die man während des Studiums sehr zu schätzen lernt. Zum einen ermöglichen die mündlichen Prüfungen eine deutliche bessere Beurteilung des mathematischen Verständnisses der Studierenden. Es werden Gespräche mathematischen Inhalts geführt, bei denen auch im Zweifelsfall noch mal genau nachgefragt werden kann, wenn etwas unklar beantwortet wurde und bei denen auch die mathematische Ausdrucksweise geschärft wird. Gleichzeitig sind mündliche Prüfungen für das Verhältnis der Prüfenden und der Prüflinge wichtig, zeigen sie doch auf, dass sich die Prüflinge dem Stand der Prüfer annähern und man sich auf gleicher Ebene begegnen kann.
Und es gibt noch ein paar überraschende Erfahrungen:
• die Prüfungszeit kommt den Studierenden in der Regel viel kürzer vor, als sie vor den ersten mündlichen Prüfungen erwartet haben,
• die studienbegleitenden Prüfungen erreichen, dass man sein Wissen fortlaufend aktualisiert und einen höheren Wissensstand erreicht,
• man fühlt sich mit jeder bestandenen Prüfung mehr der Gemeinschaft der Mathematiker zugehörig.
Schließlich ist ein gemeinsames Vorbereiten auf die mündlichen Prüfungen, idealerweise durch die Gedächtnisprotokolle früherer Prüflinge unterstützt, auch ein Gemeinschaftserlebnis, um Freundschaften zu knüpfen und mögliche Ängste durch Probeprüfungen untereinander abzubauen.