Neulich beim Frühstück des Mathematiker-Ehepaars: Im Radio läuft das Stück „Everyday is the worst day of my life“ von den Lemon Twigs. Der Sänger singt mit dementsprechend bemitleidenswerter Stimme, was die Mathematikerin zu dem – etwas überraschenden – Satz „Meint er jetzt eigentlich eine streng monoton fallende oder nur eine monoton fallende Folge?“ veranlasst.
Wir brechen unsere Beobachtung des laufenden Gesprächs hier ab und kommen zu der oben gestellten und zum Gespräch durchaus passenden Frage: Muss man wirklich ein Nerd sein, um Mathematiker oder Mathematikerin zu werden und dann auch zu bleiben?
Nun, das kommt sicher auf die Sichtweise an. Für viele Außenstehende ist bereits der Wunsch, Mathematik studieren zu wollen, ein klarer Hinweis darauf, dass man es mit einem Nerd zu tun hat. Manche von uns können sich aber auch in der Öffentlichkeit so unauffällig verhalten, dass der neue Bekanntenkreis erst bei der beiläufigen Nachfrage nach dem Beruf einen doch etwas kritischer anschaut.
Auf jeden Fall sollte man sich für sein Fach begeistern können. Mathematiker sein und sich dafür zu schämen, das wird nicht funktionieren, denn nur, wer das Fach wirklich verstehen will, wird auch mit Freude Mathematiker sein. Und es macht dann auch großen Spaß, jemanden zu finden, mit der man auf gleicher Ebene über Mathematik reden kann. Mathematik hat dann den Vorteil, dass die Resultate objektiv sind, man sich also nicht darüber streiten muss, ob man z.B. eher einen konservativen oder eher einen linksliberalen Standpunkt einnimmt.
Zwar lässt die Mathematik einen auch oft im alltäglichen Leben nicht los, aber sie lässt auch Raum für ganz normale Hobbys wie Fußball, Joggen, Musik. Nuuur … manchmal kommt dann auch dort der Nerd durch, wenn man z.B. in der Kneipe kurz den Umstehenden den Beweis dafür erklären will, dass man genau sechs weitere Bierflaschen so um eine herum stellen kann, dass sich je zwei von ihnen in genau einem Punkt berühren, naja, dass sich die zweidimensionalen Projektionen der Flaschen in genau einem Punkten berühren, wobei man noch davon ausgehen muss, dass die Flaschen von identischem Typ und so geformt sind, dass ….